Eine überraschende Entdeckung im Rittergut Nitzschka
Verein: Historischer Steinbackofen könnte in Zukunft wieder zum "Leben" erweckt werden
Nitzschka (al). Überraschung im Rittergut Nitzschka: Nachdem
im ehemaligen Verwaltungsgebäude bislang bewohnte Räume frei
geworden sind, haben Mitglieder des dort ansässigen Vereins zur Förderung
umweltbewussten und sozialen Handelns eine unerwartete Entdeckung gemacht.
Fund passt ins Konzept
Vereinsvorsitzende Annelies Friedrich: „In der bisherigen Wohnung sind
wir auf den relativ gut erhaltenen Steinbackofen der ehemaligen Rittergutsbäckerei
gestoßen. Er ist ungefähr acht Meter lang und zwei Meter hoch.
Niemand im Verein wusste von der Existenz dieses historischen Stücks.
Jetzt können wir uns glücklich schätzen, dass das Rittergut,
das wir langfristig zu einem Kulturzentrum ausbauen wollen, aber eine weitere
Attraktion Verfügt.“
Die Entdeckung passt gut in das Konzept des Vereins, dörfliche
Geschichte und Tradition zu bewahren. Dazu ist in der jüngsten Vergangenheit
mit einem großen Fundus historischer Gegenstände, die dörflichen
Alltag vergangenen Jahrzehnte dokumentieren, das Fundament gelegt worden.
Im ehemaligen Verwaltungsgebäude des Rittergutes soll in Zukunft auch
die Heimatstube mit ständiger Ausstellung ihren Platz haben. „Die
ehemalige Backstube mit Backofen könnte gut dieses Ensemble ergänzen",
meint Annelies Friedrich. Sie kann sich sogar vorstellen, dass der alte
Ofen wieder funktionsfähig gemacht wird und eines Tages der Duft von
frischem Brot durchs Rittergut zieht. Sie weiß allerdings, dass man
langen Atem braucht, um solche Zukunftstöne zum Klingen zu bringen.
Gedenkecke für Mahlmann
Froh ist man deshalb im Verein, dass zurzeit zehn ABM-Beschäftigte
erst einmal bei der weiteren Gestaltung von Schlosspark, Schlossgarten
und beim Entkernen des Rittergutes helfen. Auch dabei soll Historisches
bewahrt werden. Vorgesehen ist die Einrichtung einer Mahlmann-Gedenkecke
im Schlosspark. Mahlmann, in dessen Besitz 1814 das Rittergut Nitzschka
überging, war königlich-sächsischer Hofrat, Wissenschaftler
und Literat.
Überraschung: Thomas Kolodziej zeigt den alten Steinbackofen des Ritterguts, der in einer Wohnung zum Vorschein kam. Foto: Röse
LVZ Muldental 12. März 2004
Blickfang am Muldeufer: Auch im Herbst zeigt sich der Garten des Rittergutes in voller Schönheit. ABM-Beschäftigte pflegen ihn. Foto: Röse
Alte Fähre soll „auftauchen“
Verein hofft auf grünes Licht vom Regierungspräsidium
Nitzschka (al). Der geplante Ausbau des Radwanderweges zwischen
Wurzen und Grimma entlang der ehemaligen Bahnstrecke könnte für
die touristische Attraktivität der Region noch weitere Kreise ziehen.
Der Verein zur Förderung umweltbewussten und sozialen Handelns, der
seit 1998 das alte Nitzschkaer Rittergut instand setzt, will auch die ehemalige
Nitzschkaer Muldenfähre zum Leben erwecken.
Vereins-Geschäftsführer Eberhard Friedrich: „Mit dem Ausbau
des Radwanderweges bietet sich an dieser Stelle der Fährbetrieb geradezu
an.
Schon jetzt ist das Rittergut in den Sommermonaten für Ausflügler
ein beliebtes Ziel. Wenn künftig Radwanderer nach Nitzschka kommen,
könnten sie hier auch aufs andere Muldenufer übersetzen und die
Wandertour in Richtung Planitzwald fortsetzen."
Friedrich verweist darauf, dass die Idee auch beim Landschaftspflegeverband
Muldental Unterstützung findet. Er hofft, dass das Vorhaben auch beim
Regierungspräsidium grünes Licht erhält.
Auch Vereinsvorsitzende Annelies Friedrich sieht in der Verbindung
von Radwanderweg und Fähre gute Chancen für die touristische
Entwicklung. „Das alles passt gut zusammen mit dem Vereinskonzept, das
Rittergutgelände zu einem kulturellen Zentrum auszubauen. Eberhard
Friedrich kann sich gut vorstellen, dass im kleinen Stallgebäude im
unteren Hofbereich auch einmal eine Gaststätte ihre Pforten öffnet.
Dort ist auch reichlich Platz für Freisitze und Geselligkeit. Die
steht schon jetzt im Programm des Vereins. Am 18. Juni lädt er im
Schlossgarten ein zum Ringelnatzabend. Neben Speis und Trank wird es -
dem Thema des Abends angemessen - auch literarische Kost geben.
LVZ Muldental 4. Juni 2004
Wind in die Segel für Nitzschkas Fähre
Verein will künftig mit dem Kahn am ehemaligen
Rittergut über die Mulde setzen
Nitzschka (al). Der Verein zur Förderung umweltbewussten
und sozialen Handelns, der die ehemalige Nitzschkaer Muldenfähre zum
Leben erwecken will, bekommt für das Vorhaben Rückenwind. „Im
August werden bei uns zehn ABM-Mitarbeiter ihre Tätigkeit aufnehmen,
um den Weg vom ehemaligen Rittergut zur Fährstelle wieder herzustellen",
sagt Eberhard Friedrich.
Der Vereins-Geschäftsführer hofft, dass damit „Wasser auf
die Mühlen geleitet werden kann, die sich für die Idee von der
Nitzschkaer Fähre drehen". Unterstützung habe zum Beispiel der
Landschaftspflegeverband Muldental signalisiert. Noch in diesem Monat,
so Friedrich, würden sich Fachleute auch ein erstes Bild vor Ort von
der notwendigen Seilanlage für eine Fähre machen. Auch Vereinsvorsitzende
Annelies Friedrich rechnet mit Chancen für die Wiederaufnahme
des Fährbetriebes. Zeitlich könne man sich jedoch gegenwärtig
nicht festlegen. „Wir haben das Konzept beim Regierungspräsidium
eingereicht und warten jetzt auf Antwort", sagt sie.
Dass eine Fähre in Nitzschka ausgezeichnet in die touristische
Landschaft der Region passe, werde ihrer Meinung nach vor allem dadurch
unterstrichen, dass noch in diesem Jahr der Muldental-Radwanderweg entlang
der ehemaligen Bahnstrecke eröffnet werden soll. „Die Nitzschkaer
Fähre wäre eine willkommene Querverbindung zum Radwanderweg,
der auf dem jenseitigen Muldeufer von Trebsen nach Würzen führt",
betont die Vereinsvorsitzende.
Zu prüfen bliebe außerdem, ob der Dehnitzer Fährmann
mit dem Motorschiff „Sellnitz" künftig bei entsprechendem Wasserstand
Muldetouren von Dehnitz bis nach Nitzschka ausdehnen kann. „Früher
bestand für die Bootsgäste die Möglichkeit, an der Loreley
auszusteigen. Seit das Gelände in Privathand ist, geht das nicht mehr",
erklärt Eberhard Friedrich. Eine Anlegestelle in Nitzschka könnte
aber seiner Meinung nach auch das Interesse für Schlossführungen
in Nitzschka oder für Besuche der künftigen Heimatstube beleben.
Schöne Aussicht: Am Ufer zum ehemaligen Rittergut könnte künftig auch die Fähre anlegen. Foto: Peschel
LVZ Muldental 15. Juli 2004
Alte Waage: Tradition hat Gewicht
Ehemaliges Rittergutsgebäude gewinnt neue Schönheit
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Verein erhält Hilfe durch l-Euro-Jobs
Nitzschka (al). Die Idee, das ehemalige Rittergut als touristisches Ziel auszubauen, gewinnt Konturen und Farbe. Nachdem das alte Verwaltungsgebäude an der Nordseite neuen Putz erhalten und die Ruine des ehemaligen Herrenhauses stabilisiert worden ist, widmen sich jetzt Praktikanten einer Roitzscher Baufirma dem Ausbau der Alten Waage. Das kleine Haus, das Verwaltungsgebäude und Scheune verbindet, ist in den vergangenen Wochen auch neu eingedeckt worden. „Wir haben dabei ganz bewusst alte, gebrauchte Biberschwänze wiederverwendet, um der traditionellen dörflichen Bauweise unseres Raumes gerecht zu werden", sagt Eberhard Friedrich, Geschäftsführer des Vereins zur Förderung umweltbewussten und sozialen Handelns. Der hat 1998 das Rittergut gekauft, um es vor dem Verfall zu retten.
Platz für Ausstellung
„Auf Bautradition haben wir auch beim Einbau der Fenster Wert gelegt",
sagt Friedrich. „Das Material ist Holz. Streben betonen den ländlichen
Stil des Gebäudes." Künftig soll es als Ausstellungspavillon
locken. Friedrich schwebt vor, hier mit Bildern und anderen Dokumenten
Besuchern einen Blick in die Geschichte des Rittergutes zu vermitteln.
Darüber hinaus soll auch im Garten des Rittergutes, den ABM-Beschäftigte
zu neuer Blüte verhelfen haben, eine Mahlmann-Gedenkecke gestaltet
werden. Mahlmann, in dessen Besitz 1814 das Rittergut Nitzschka überging,
war königlich-sächsischer Hofrat, Wissenschaftler
und Literat.
„Es gibt noch jede Menge zu tun", blickt Vereinsvorsitzende Annelies
Friedrich voraus. Umso mehr freut sie sich darüber, dass dem Verein
jetzt auch 20 Arbeitslosenhilfeempfänger zur Seite stehen, die in
Abstimmung mit der Agentur für Arbeit sich täglich ein paar Euro
dazu verdienen.
„Lehrzeit" für Jugendliche
Für die Jugendlichen, denen die l-Euro-Jobs geboten werden, wird
die Zeit des Einsatzes in Nitzschka auch eine Art Lehrzeit sein. „Sie werden
wöchentlich einen mehrstündigen Bildungsteil absolvieren, um
sich für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren. In der Holzwerkstatt des
Vereins in Nitzschka werden sie auch die Möglichkeit haben, sich näher
mit Berufen der Holzbearbeitung vertraut zu machen.
LVZ Muldental 6. Oktober 2004
Knapp 20 Müllsäcke gefüllt
Verein zur Förderung umweltbewussten und sozialen
Handelns
gibt 19 Leuten für 1,50 Euro Arbeit
Von INGRID LEPS
Nitzschka. Am Test-Lauf für die sogenannten Ein-Euro-Jobs,
Baustein bei Hartz IV, beteiligt sich auch der Verein zur Förderung
umweltbewussten und sozialen Handelns. 19 Männer und Frauen machen
sich hier für 126 Euro im Monat nützlich. Die Mulde hatte am
Wochenende selbst den Anlegesteg am Rittergut überschwemmt. Der Uferstreifen
war am Dienstag morgen mit Schwemmholz und Müll übersät.
Plastikabfall füllte gegen Mittag knapp 20 gelbe Säcke. „So sieht
es immer aus, wenn die Mulde über ihr Ufer tritt", konstatiert Annelies
Friedrich, die über die Herkunft von Eimern und Autoreifen, die dann
hier stranden, nur den Kopf schüttelt. Das Schwemmholz kann der Verein
gut gebrauchen, heizt es doch ohne finanziellen Aufwand die Öfen.
Die Vereinsvorsitzende kann seit Anfang Oktober in solchen Fällen
auf eine schnelle Eingreiftruppe zählen, die für 1,50 Euro pro
Stunde aufräumt und von acht bis 12 Uhr für gemeinnützige
Arbeit heranzuziehen ist.
19 halten noch zur Stange
20 Leute hat die Agentur für Arbeit dem Verein Anfang Oktober
bewilligt. 19 halten noch immer zu Stange, auch wenn knapp ein halbes Dutzend
junger Leute nicht regelmäßig auf der Matte steht. „Die nehmen
das nicht so ernst. Aber an Arbeit ist noch keiner gestorben. Ab Januar
werden sie mit dieser Einstellung wohl Probleme kriegen", vermutet Annelies
Friedrich. Andere hingegen würden sich mit Elan dahinterklemmen, wären
gut motiviert. Drei aus der Truppe haben mit dem Rittergut in Nitzschka
schon bei einer ABM Bekanntschaft gemacht. „Sie haben sich sehr gefreut,
dass sie jetzt bis Ende März Gelegenheit haben, hier wieder mitzuarbeiten",
erzählt Annelies Friedrich. Eines ist ihr klar: Die Leute sind auf
die 126 Euro angewiesen, die sie hier im Monat dazuverdienen. „Da kann
ich endlich mal meiner Enkeltochter ein Weihnachtsgeschenk kaufen", zitiert
die couragierte Vereinsvorsitzende eine Mittvierzigerin.
Austausch ist wichtig
Dennoch gehe es nicht nur ums Geld. Es sei gerade für Menschen
im gesetzteren Alter wichtig, sich nicht abgeschrieben zu fühlen,
unter Leute zu kommen, sich mit Betroffenen in der gleichen Situation auszutauschen.
„Wie viele vereinsamen, setzen ihrem Leben in ihrer Verzweiflung selbst
ein Ende", sagt die Fraunachdenklich, die selbst seit anderthalb Jahren
arbeitslos ist und den Verein ehrenamtlich in Schwung hält.
LVZ Muldental 2. Dezember 2004
Nitzschka: Verein zieht Bilanz
Nitzschka (il). Verwaltungsgebäude und Ziegenstall im Rittergut
Nitzschka wurden im Jahre 2004 saniert, eine Futterkammer umgestaltet.
Das war möglich durch sechs ABM-Kräfte, denen ein vierteljährliches
Praktikum in Baufirmen ermöglicht werden konnte. Im alten Gasthof,
so die Bilanz der Vorsitzenden Annelies Friedrich, richtete der Verein
für umweltbewusstes und soziales Handeln die alte Wäscherolle
wieder her. Hier soll ein kleines Industriemuseum entstehen.
Auch das kulturellen Leben der Gemeinde bereicherte der Verein als
Gastgeber zur Mulderegatta und bei einem internationalen Workcamp, mit
Frauentagsfeier, Basteinachmittag und Ringelnatz-Lesung. Die Öffentlichkeit
machte mit dem Rittergut, das den Ort seit Jahrhunderten prägt, auch
bei 14 Führungen Bekanntschaft.
LVZ Muldental 19. Januar 2005