Presseberichte vom Rittergut aus 2004

Eine überraschende Entdeckung im Rittergut Nitzschka

Verein: Historischer Steinbackofen könnte in Zukunft wieder zum "Leben" erweckt werden

Nitzschka (al). Überraschung im Rittergut Nitzschka: Nachdem im ehemaligen Verwaltungsgebäude bislang bewohnte Räume frei geworden sind, haben Mitglieder des dort ansässigen Vereins zur Förderung umweltbewussten und sozialen Handelns eine unerwartete Entdeckung gemacht.
Fund passt ins Konzept
Vereinsvorsitzende Annelies Friedrich: „In der bisherigen Wohnung sind wir auf den relativ gut erhaltenen Steinbackofen der ehemaligen Rittergutsbäckerei gestoßen. Er ist ungefähr acht Meter lang und zwei Meter hoch. Niemand im Verein wusste von der Existenz dieses historischen Stücks. Jetzt können wir uns glücklich schätzen, dass das Rittergut, das wir langfristig zu einem Kulturzentrum ausbauen wollen, aber eine weitere Attraktion Verfügt.“
Die Entdeckung passt gut in das Konzept des Vereins, dörfliche Geschichte und Tradition zu bewahren. Dazu ist in der jüngsten Vergangenheit mit einem großen Fundus historischer Gegenstände, die dörflichen Alltag vergangenen Jahrzehnte dokumentieren, das Fundament gelegt worden. Im ehemaligen Verwaltungsgebäude des Rittergutes soll in Zukunft auch die Heimatstube mit ständiger Ausstellung ihren Platz haben. „Die ehemalige Backstube mit Backofen könnte gut dieses Ensemble ergänzen", meint Annelies Friedrich. Sie kann sich sogar vorstellen, dass der alte Ofen wieder funktionsfähig gemacht wird und eines Tages der Duft von frischem Brot durchs Rittergut zieht. Sie weiß allerdings, dass man langen Atem braucht, um solche Zukunftstöne zum Klingen zu bringen.
Gedenkecke für Mahlmann
Froh ist man deshalb im Verein, dass zurzeit zehn ABM-Beschäftigte erst einmal bei der weiteren Gestaltung von Schlosspark, Schlossgarten und beim Entkernen des Rittergutes helfen. Auch dabei soll Historisches bewahrt werden. Vorgesehen ist die Einrichtung einer Mahlmann-Gedenkecke im Schlosspark. Mahlmann, in dessen Besitz 1814 das Rittergut Nitzschka überging, war königlich-sächsischer Hofrat, Wissenschaftler und Literat.

Überraschung: Thomas Kolodziej zeigt den alten Steinbackofen des Ritterguts, der in einer Wohnung zum Vorschein kam. Foto: Röse

LVZ Muldental 12. März 2004

Blickfang am Muldeufer: Auch im Herbst zeigt sich der Garten des Rittergutes in voller Schönheit. ABM-Beschäftigte pflegen ihn. Foto: Röse

Alte Fähre soll „auftauchen“
Verein hofft auf grünes Licht vom Regierungspräsidium

Nitzschka (al). Der geplante Ausbau des Radwanderweges zwischen Wurzen und Grimma entlang der ehemaligen Bahnstrecke könnte für die touristische Attraktivität der Region noch weitere Kreise ziehen. Der Verein zur Förderung umweltbewussten und sozialen Handelns, der seit 1998 das alte Nitzschkaer Rittergut instand setzt, will auch die ehemalige Nitzschkaer Muldenfähre zum Leben erwecken.
Vereins-Geschäftsführer Eberhard Friedrich: „Mit dem Ausbau des Radwanderweges bietet sich an dieser Stelle der Fährbetrieb geradezu an.
Schon jetzt ist das Rittergut in den Sommermonaten für Ausflügler ein beliebtes Ziel. Wenn künftig Radwanderer nach Nitzschka kommen, könnten sie hier auch aufs andere Muldenufer übersetzen und die Wandertour in Richtung Planitzwald fortsetzen."
Friedrich verweist darauf, dass die Idee auch beim Landschaftspflegeverband Muldental Unterstützung findet. Er hofft, dass das Vorhaben auch beim Regierungspräsidium grünes Licht erhält.
Auch Vereinsvorsitzende Annelies Friedrich sieht in der Verbindung von Radwanderweg und Fähre gute Chancen für die touristische Entwicklung. „Das alles passt gut zusammen mit dem Vereinskonzept, das Rittergutgelände zu einem kulturellen Zentrum auszubauen. Eberhard Friedrich kann sich gut vorstellen, dass im kleinen Stallgebäude im unteren Hofbereich auch einmal eine Gaststätte ihre Pforten öffnet. Dort ist auch reichlich Platz für Freisitze und Geselligkeit. Die steht schon jetzt im Programm des Vereins. Am 18. Juni lädt er im Schlossgarten ein zum Ringelnatzabend. Neben Speis und Trank wird es - dem Thema des Abends angemessen - auch literarische Kost geben.

LVZ Muldental 4. Juni 2004

Wind in die Segel für Nitzschkas Fähre
Verein will künftig mit dem Kahn am ehemaligen Rittergut über die Mulde setzen

Nitzschka (al). Der Verein zur Förderung umweltbewussten und sozialen Handelns, der die ehemalige Nitzschkaer Muldenfähre zum Leben erwecken will, bekommt für das Vorhaben Rückenwind. „Im August werden bei uns zehn ABM-Mitarbeiter ihre Tätigkeit aufnehmen, um den Weg vom ehemaligen Rittergut zur Fährstelle wieder herzustellen", sagt Eberhard Friedrich.
Der Vereins-Geschäftsführer hofft, dass damit „Wasser auf die Mühlen geleitet werden kann, die sich für die Idee von der Nitzschkaer Fähre drehen". Unterstützung habe zum Beispiel der Landschaftspflegeverband Muldental signalisiert. Noch in diesem Monat, so Friedrich, würden sich Fachleute auch ein erstes Bild vor Ort von der notwendigen Seilanlage für eine Fähre machen. Auch Vereinsvorsitzende Annelies Friedrich rechnet mit Chancen für die Wiederaufnahme  des  Fährbetriebes. Zeitlich könne man sich jedoch gegenwärtig nicht festlegen. „Wir haben das Konzept beim Regierungspräsidium   eingereicht und warten jetzt auf Antwort", sagt sie.
Dass eine Fähre in Nitzschka ausgezeichnet in die touristische Landschaft der Region passe, werde ihrer Meinung nach vor allem dadurch unterstrichen, dass noch in diesem Jahr der Muldental-Radwanderweg entlang der ehemaligen Bahnstrecke eröffnet werden soll. „Die Nitzschkaer Fähre wäre eine willkommene Querverbindung zum Radwanderweg, der auf dem jenseitigen Muldeufer von Trebsen nach Würzen führt", betont die Vereinsvorsitzende.
Zu prüfen bliebe außerdem, ob der Dehnitzer Fährmann mit dem Motorschiff „Sellnitz" künftig bei entsprechendem Wasserstand Muldetouren von Dehnitz bis nach Nitzschka ausdehnen kann. „Früher bestand für die Bootsgäste die Möglichkeit, an der Loreley auszusteigen. Seit das Gelände in Privathand ist, geht das nicht mehr", erklärt Eberhard Friedrich. Eine Anlegestelle in Nitzschka könnte aber seiner Meinung nach auch das Interesse für Schlossführungen in Nitzschka oder für Besuche der künftigen Heimatstube beleben.

Schöne Aussicht: Am Ufer zum ehemaligen Rittergut könnte künftig auch die Fähre anlegen. Foto: Peschel

LVZ Muldental 15. Juli 2004

Alte Waage: Tradition hat Gewicht

Ehemaliges Rittergutsgebäude gewinnt neue Schönheit /
Verein erhält Hilfe durch l-Euro-Jobs

Nitzschka (al). Die Idee, das ehemalige Rittergut als touristisches Ziel auszubauen, gewinnt Konturen und Farbe. Nachdem das alte Verwaltungsgebäude an der Nordseite neuen Putz erhalten und die Ruine des ehemaligen Herrenhauses stabilisiert worden ist, widmen sich jetzt Praktikanten einer Roitzscher Baufirma dem Ausbau der Alten Waage. Das kleine Haus, das Verwaltungsgebäude und Scheune verbindet, ist in den vergangenen Wochen auch neu eingedeckt worden. „Wir haben dabei ganz bewusst alte, gebrauchte Biberschwänze wiederverwendet, um der traditionellen dörflichen Bauweise unseres Raumes gerecht zu werden", sagt Eberhard Friedrich, Geschäftsführer des Vereins zur Förderung umweltbewussten und sozialen Handelns. Der hat 1998 das Rittergut gekauft, um es vor dem Verfall zu retten.

Platz für Ausstellung
„Auf Bautradition haben wir auch beim Einbau der Fenster Wert gelegt", sagt Friedrich. „Das Material ist Holz. Streben betonen den ländlichen Stil des Gebäudes." Künftig soll es als Ausstellungspavillon     locken. Friedrich schwebt vor, hier mit Bildern und anderen Dokumenten Besuchern einen Blick in die Geschichte des Rittergutes zu vermitteln. Darüber hinaus soll auch im Garten des Rittergutes, den ABM-Beschäftigte  zu neuer Blüte verhelfen haben, eine Mahlmann-Gedenkecke gestaltet werden. Mahlmann, in dessen Besitz 1814 das Rittergut Nitzschka überging, war   königlich-sächsischer Hofrat, Wissenschaftler und Literat.
„Es gibt noch jede Menge zu tun", blickt Vereinsvorsitzende Annelies Friedrich voraus. Umso mehr freut sie sich darüber, dass dem Verein jetzt auch 20 Arbeitslosenhilfeempfänger zur Seite stehen, die in Abstimmung mit der Agentur für Arbeit sich täglich ein paar Euro dazu verdienen.

„Lehrzeit" für Jugendliche
Für die Jugendlichen, denen die l-Euro-Jobs geboten werden, wird die Zeit des Einsatzes in Nitzschka auch eine Art Lehrzeit sein. „Sie werden wöchentlich einen mehrstündigen Bildungsteil absolvieren, um sich für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren. In der Holzwerkstatt des Vereins in Nitzschka werden sie auch die Möglichkeit haben, sich näher mit Berufen der Holzbearbeitung vertraut zu machen.

LVZ Muldental 6. Oktober 2004

Knapp 20 Müllsäcke gefüllt

Verein zur Förderung umweltbewussten und sozialen Handelns
gibt 19 Leuten für 1,50 Euro Arbeit

Von INGRID LEPS

Nitzschka. Am Test-Lauf für die sogenannten Ein-Euro-Jobs, Baustein bei Hartz IV, beteiligt sich auch der Verein zur Förderung umweltbewussten und sozialen Handelns. 19 Männer und Frauen machen sich hier für 126 Euro im Monat nützlich. Die Mulde hatte am Wochenende selbst den Anlegesteg am Rittergut überschwemmt. Der Uferstreifen war am Dienstag morgen mit Schwemmholz und Müll übersät. Plastikabfall füllte gegen Mittag knapp 20 gelbe Säcke. „So sieht es immer aus, wenn die Mulde über ihr Ufer tritt", konstatiert Annelies Friedrich, die über die Herkunft von Eimern und Autoreifen, die dann hier stranden, nur den Kopf schüttelt. Das Schwemmholz kann der Verein gut gebrauchen, heizt es doch ohne finanziellen Aufwand die Öfen. Die Vereinsvorsitzende kann seit Anfang Oktober in solchen Fällen auf eine schnelle Eingreiftruppe zählen, die für 1,50 Euro pro Stunde aufräumt und von acht bis 12 Uhr für gemeinnützige Arbeit heranzuziehen ist.
19 halten noch zur Stange
20 Leute hat die Agentur für Arbeit dem Verein Anfang Oktober bewilligt. 19 halten noch immer zu Stange, auch wenn knapp ein halbes Dutzend junger Leute nicht regelmäßig auf der Matte steht. „Die nehmen das nicht so ernst. Aber an Arbeit ist noch keiner gestorben. Ab Januar werden sie mit dieser Einstellung wohl Probleme kriegen", vermutet Annelies Friedrich. Andere hingegen würden sich mit Elan dahinterklemmen, wären gut motiviert. Drei aus der Truppe haben mit dem Rittergut in Nitzschka schon bei einer ABM Bekanntschaft gemacht. „Sie haben sich sehr gefreut, dass sie jetzt bis Ende März Gelegenheit haben, hier wieder mitzuarbeiten", erzählt Annelies Friedrich. Eines ist ihr klar: Die Leute sind auf die 126 Euro angewiesen, die sie hier im Monat dazuverdienen. „Da kann ich endlich mal meiner Enkeltochter ein Weihnachtsgeschenk kaufen", zitiert die couragierte Vereinsvorsitzende eine Mittvierzigerin.
Austausch ist wichtig
Dennoch gehe es nicht nur ums Geld. Es sei gerade für Menschen im gesetzteren Alter wichtig, sich nicht abgeschrieben zu fühlen, unter Leute zu kommen, sich mit Betroffenen in der gleichen Situation auszutauschen. „Wie viele vereinsamen, setzen ihrem Leben in ihrer Verzweiflung selbst ein Ende", sagt die Fraunachdenklich, die selbst seit anderthalb Jahren arbeitslos ist und den Verein ehrenamtlich in Schwung hält.

LVZ Muldental 2. Dezember 2004

Nitzschka: Verein zieht Bilanz

Nitzschka (il). Verwaltungsgebäude und Ziegenstall im Rittergut Nitzschka wurden im Jahre 2004 saniert, eine Futterkammer umgestaltet. Das war möglich durch sechs ABM-Kräfte, denen ein vierteljährliches Praktikum in Baufirmen ermöglicht werden konnte. Im alten Gasthof, so die Bilanz der Vorsitzenden Annelies Friedrich, richtete der Verein für umweltbewusstes und soziales Handeln die alte Wäscherolle wieder her. Hier soll ein kleines Industriemuseum entstehen.
Auch das kulturellen Leben der Gemeinde bereicherte der Verein als Gastgeber zur Mulderegatta und bei einem internationalen Workcamp, mit Frauentagsfeier, Basteinachmittag und Ringelnatz-Lesung. Die Öffentlichkeit machte mit dem Rittergut, das den Ort seit Jahrhunderten prägt, auch bei 14 Führungen Bekanntschaft.

LVZ Muldental 19. Januar 2005